Jahreszeiten
2018-01-11
Kürzlich sah ich einen Film mit dem Titel „Meine Jahreszeit“. Ich fragte mich, in welcher Jahreszeit mir am Wohlsten ist. Spontan war die Antwort. Frühling. Doch was ist mit den Anderen? Jede Jahreszeit hat doch ihre Qualität. Könnte ich in einer Gegend leben, wo immer nur Frühling ist? Nein.
Wenn immer Frühling wäre, wo bliebe die Vor-Freude auf den Frühling? Auf das Erwachen der Natur? Auf die Frühlingssonne nach dem grauen Winter? Ein wenig wie „immer Weihnachten“.
Früher war es der Sommer, dem ich entgegenfieberte. Da übernahm der Frühling die Aufgabe der Vorbereitung. Ein wenig wie Advent. Die Empfindung ändert sich also im Laufe eines Lebens? Bei mir ja.
Der Herbst war für mich stets der Vorbote des Winters. Der Winter trug die Eigenschaften kalt, frostig, nass, grau … Auf all das hätte ich gerne verzichtet. So war der Herbst für mich der Beginn des Winters. Mir entging völlig, welche wunderschönen Seiten der Herbst hat. Haben kann. Heute sehe ich das. Erlebe es.
Eine langjährige Freundin liebt seit ich sie kenne den Herbst. Anfangs sehr befremdlich für mich. Was gefällt dir am Herbst? War ich mir sicher, dass sie sagen wird, die Vielfalt der Farben. Nein, das sagte sie nicht. Den Sturm ersehnt sie. Holla. Sturm.
Vor ein paar Jahren lernte ich eine Frau kennen, die sich im Winter am Wohlsten fühlt. Das war mir bis dahin noch nicht begegnet. Was kann man am Winter schön finden? Auch hier erwartete ich, dass Begriffe wie eisige Kälte, Schnee, mit blauem Himmel und Sonne fallen. Aber nein. Kälte ja, Schnee durchaus. Sonne? Nein. Bedeckter Himmel, soll es sein, Nebel auch. Was erlebt jemand bei Nebel und grauem Himmel?
Im Sommer fordert die Welt zu viel von mir, war eine Antwort. Darüber habe ich lange nachgedacht.
Im Sommer sind alle Sinne wach und gefordert. Im Außen. Wenig Raum für Besinnliches.
Damit komme ich heute zu den Gedanken, dass jede Jahreszeit ihre Qualität hat und ich auf keine verzichten möchte. Allerhöchstens auf den Winter ????. Nicht wirklich. Er gehört dazu. Im Winter schläft die Natur. Scheinbar. Für unsere Sinne. Sie arbeitet im Verborgenen. Bereitet das Frühlingserwachen vor.
Im Winter bin ich gefordert, mein inneres Licht zu entzünden. Innere Wärme zu entwickeln.
Ich liebe einen warmen Sommerregen. Am liebsten nach einem heftigen Gewitter. Die Atmosphäre hat sich gereinigt.
Kategorie: Geschichten
Tags: besinnlich